Verband Schleswig-Holsteiner
Kommunalarchivarinnen und -archivare e.V.

Der VKA stellt vor

Das Kreisarchiv Herzogtum Lauenburg trägt seine Historie im Namen: Hervorgegangen ist der Kreis aus dem Territorium des alten Herzogtums der Askanier, deren Linie 1689 erlosch, so dass in der Folge der Kurfürst von Hannover, der König von Dänemark und schließlich der preußische König das Herzogtum mitregierten, bevor es 1876 in den Grenzen des heutigen Kreises aufging. So kann das Kreisarchiv auf die lange Tradition eines regional geschlossenen Verwaltungsbezirks zurückgreifen. Bis heute sind weite Teile des Grundbesitzes des Kreises deckungsgleich mit den Flächen, die auch den einstigen herzoglichen Besitz, das Domanium, ausmachten. „Die Übertragung der Domänen auf den Kreis stellt die wesentliche Besonderheit des Kreises dar“, erklärt Cordula Bornefeld, seit 24 Jahren Leiterin des Kreisarchivs. „Damit hat der Kreis Herzogtum Lauenburg eine völlig andere Geschichte als die anderen Kreise in Schleswig-Holstein.“

Das Stormarner Kreisarchiv in Bad Oldesloe hat eine Besonderheiten: Es liegt in einem der wirtschaftsstärksten Kreise Deutschlands zwischen den Hansestädten Hamburg und Lübeck. Das hat zur Folge, dass nicht nur viele Unternehmen dort angesiedelt sind, zu denen Unterlagen teilweise im Kreisarchiv liegen, sondern dass auch diverse Tageszeitungen und Anzeigenblätter dasselbe Gebiet bearbeiten. Für einen Archivar bedeutet das, dass ein Schatz an Texten und Bildern vorliegt, bei denen dieselben Quellen  - berichtenswerte Ereignisse – von verschiedenen Medien mit unterschiedlichen Aspekten dargestellt werden.

Das Kreisarchiv Segeberg ist noch vergleichsweise jung: Gegründet wurde es 2011, nachdem seit 1992 in Schleswig-Holstein eigene Kreisarchive vorgeschrieben sind. Bis zur Gründung war das Archiv eine Mischung aus Museum und Sammlung - noch ohne den professionellen Ansatz, den Kreisarchivar Dr. Georg Asmussen heute verfolgt. Seine Aufgabe ist es, relevante Verwaltungsakten für die Zukunft zu retten. Er trifft die Auswahl aus sämtlichen Unterlagen der Kreisverwaltung und ist so der Filter vor dem Papierkorb. „Etwa fünf bis zehn Prozent der Unterlagen kommen ins Archiv“, schätzt er.

Cholera, Ruhr, Kinderlähmung, Typhus oder Kindbettfieber – das Seuchentagebuch von 1941 hat genau Statistik über die Krankheiten während der Kriegsjahre im Kreis Rendsburg geführt. Damals waren die Kreise Rendsburg und Eckernförde noch eigenständig, 1970 wurden sie zusammengelegt und bilden seitdem zusammen mit weiteren Plöner Gemeinden den heutigen Kreis Rendsburg-Eckernförde. Der ist flächenmäßig der größte Kreis in Schleswig-Holstein. Dennoch hat es eine Weile gedauert, bis auch hier das Landesarchivgesetz, das eigene professionell geführte Archive für die Kreise vorschreibt, umgesetzt wurde. Seit 2015 gibt es das Kreisarchiv Rendsburg-Eckernförde, das von Anja Freitag geleitet wird und noch im Aufbau ist.

Pinneberg ist der Hochseeinsel Helgoland ganz nah: Denn die gehört zum Verwaltungsbereich des Kreises Pinneberg. „Als die Insel nach dem zweiten Weltkrieg wieder bewohnt wurde, machte das für Helgoland eine Verwaltungsstruktur nötig“, berichtet Kai Wittig, Leiter des Kreisarchivs Pinneberg in Elmshorn. Da die Schiffe des Seebäderdienstes in Altona anlegten und von dort eine Bahnverbindung nach Pinneberg existierte, wurde die Hochseeinsel der dortigen Verwaltung zugeordnet, weil sie für die Helgoländer am verkehrsgünstigsten lag. Allerdings ist das alte Helgoländer Schriftgut weitgehend im Bombenhagel zerstört worden.

 

Die Spuren des Archivs des Kreises Steinburg und der Stadt Itzehoe reichen bis nach Ame-rika: Dort hat die Glaubensgemeinschaft der Mormonen ihren Sitz, die mit dem „FamilySe-arch-Katalog“ eine Datenbank im Internet geschaffen hat, in der Angaben zu Familien welt-weit eingestellt sind. Hier sind – streng nach gesetzlichen Vorgaben - auch die Daten aus den Personenstandsunterlagen aus dem Kreis Steinburg zu finden.

Im „Braunen Buch“ der Stadt Schleswig aus dem frühen 16. Jahrhundert hat ein Stadtschreiber unter anderem Gerichtsprotokolle zu Hexenprozessen handschriftlich festgehalten. Nachdem die Einträge wissenschaftlich aufgearbeitet und veröffentlicht wurden, weckten sie das Interesse der Bürger, bis schließlich ein Arbeitskreis „Rehabilitationsgruppe Hexenprozesse Schleswig“ entstand. Das Beispiel zeigt, was ein Archiv leisten kann: „Ein Archiv holt Geschichte wieder hervor, die sonst weg wäre“, erklärt Ulrike Skehr, zusammen mit Wolfgang Thiele für das Gemeinschaftsarchiv Schleswig-Flensburg zuständig.

Archive können Leben retten: Seit einiger Zeit baut der Kampfmittelräumdienst eine Datenbank auf, in der verzeichnet ist, wo möglicherweise Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg liegen. So soll angesichts zunehmender Bautätigkeit sichergestellt werden, dass der Baugrund unbelastet ist. „Das ist eine wichtige Zusammenarbeit“, betont die Plöner Kreisarchivarin Heide Beese. „Wir haben Entschädigungs-Akten im Archiv über Angriffsschäden, die heute Rückschlüsse darauf ermöglichen, wo welche Bombe niederging.“

1955 fanden zwei Männer bei Bauarbeiten in einem Keramikgefäß den Meldorfer Goldschatz, bestehend aus 61 Goldmünzen aus dem Mittelalter, der heute im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum auf Schloss Gottorf liegt. Während die Münzen einerseits wertvolle Exponate für den Museumsbestand sind, geben sie sozusagen als Archivalien aus Edelmetall gleichzeitig durch Währung, Prägung und Jahreszahl Auskunft über die damalige Bedeutung des Handels und damit ein Stück Zeitgeschichte in Dithmarschen.